Maus und Maulwurf sind nicht immer die Stars

Figurentheater "Inflagranti" spielt für Kinder und Erwachsene

Stetten. Matz Maulwurf und Priscilla die Maus sind die Stars in der Aula der Karl-Mauch-Schule. Schon in früher Morgenstunde haben sich Matthias Daur und Steffen Wilhelm auf den Weg gemacht und kofferweise Requisiten in die Stettener Schule geschleppt, um dort Theater für die Kinder zu spielen.

"Matz Maulwurf ist unser aufwendigstes Stück", erklärt Steffen Wilhelm, nachdem die Vorstellung gelaufen ist. Und sie ist gut gelaufen. Dies ist nicht immer so, weiß Matthias Daur zu berichten: "Jede Vorstellung hat ihre eigene Dynamik. Ganz anders als heute identifizieren sich die Kinder oft mit den Tieren und nicht mit dem Gärtner." Die Geschichte des etwas tollpatschigen Gärtners Hans Pötschke, der gerade dabei ist sich zu verlieben, wird geschickt mit der Geschichte von Matz dem Maulwurf verwoben, der einen großen Traum vom Fliegen hat. Dadurch entsteht eine Mischung aus Figuren- und "Menschen"-theater, das die Kinder durch seine Vielschichtigkeit von Anfang bis Ende in den Bann zieht. Sympathisch mimt Matthias Daur den etwas trotteligen Gemüsegärtner, der nicht so recht weiß, wie er sich seiner Angebeteten nähern soll. Und wer denkt, daß Erst- und Zweitklässler hier nicht auch gute Ratschläge erteilen könnten, der täuscht sich. "Du mußt ihr Blümchen mitbringen", tönt es aus den Reihen, "Und sag ihr, daß ihr Kuchen gut geschmeckt hat." Die Kleinen wissen eben auch schon, wie man Herzen erobert.Während Steffen Wilhelm hinter den Kulissen als Puppenspieler wirkt, spielt Matthias Daur auf der Bühne die Hauptrolle als schüchterner Gärtner. Ganz so wie Maus und Maulwurf. Sie haben sich in die Herzen der Kinder gespielt und diese von Beginn an auf ihrer Seite.
Derzeit hat das dreiköpfige Ensemble, das sich während der gemeinsamen Studienzeit in Freiburg gefunden hat, vier Theaterstücke im Repertoire. Dennoch sehen die drei - Judith Artmann ist die dritte im Bunde - das Spiel mit den Puppen und dem Publikum mehr als zweites Standbein und so sind im Monat auch nicht mehr als zwei bis drei Vorstellungen im Monat drin. "Für uns ist das Theaterspielen eine Ergänzung zu unserem pädagogischen Beruf", sagt Matthias Daur, der genau wie sein Kompagnon in der Diakonie arbeitet: "Spannend ist für uns auf jeden Fall, wie wir uns in den vergangenen zehn Jahren entwickelt haben", sagt er, "Es stehen für uns heute ganz andere Themen im Mittelpunkt". So haben sie sich auch einen Krimi für Erwachsene ausgedacht. "Das war eine Persiflage auf Jerry Cotton, in der wir genauso angezogen sind wie unsere Puppen. Mal übernehmen die Handpuppen die Rolle und mal sind wir selbst lebensgroß als Detektiv und Räuber im Publikum unterwegs", erzählt er. Und sie selbst hätten bei der Verfolgungsjagd durch die Reihen mindestens genauso viel Spaß wie die Zuschauer.
Vor allem aber die Kinder seien für sie das Salz in der Suppe. "Jede Vorstellung ist anders. Wir sind eben ein Mitmach-Theater und da spielen die Kinder eine große Rolle", sagt Steffen Wilhelm. Ursprünglich sei der "Matz Maulwurf" als geschlossenes Stück konzipiert gewesen, bei dem keine Interaktion vorgesehen war, doch es habe sich bald herausgestellt, daß die Kinder dies nicht aktzeptierten. Also - der Kunde ist schließlich König - wurde das Stück umgestellt und heute dürfen die kleinen Zuschauer nach Herzenslust ihre Beiträge schmettern. Das tun sie auch mit viel Elan und wenn die Maus Priscilla den Kuchen des Gärtners stiebitzen will, dann ist immer was geboten im Publikum - Matthias und Steffen freut´s.
(Fellbacher Zeitung vom 30.3.2002)


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